Jeder kennt es aus der Kinderzeit, man spielt mit dem ferngesteuerten Spielzeugauto, fährt gegen jeden Schrank und Stuhl und plötzlich fährt das Ding nicht mehr: Batterien alle!

Glückselig sind die Kinder, deren Eltern Wechselakkus parat haben und sich selbst damit ein schluchzendes Kind ersparen können. Das klingt so schön einfach, kann man das nicht einfach auch für die echten, großen Elektroautos machen? Fahren solange der Akku einen trägt, dann an die Raststätte fahren, Akku blitzschnell tauschen und schon ist man wieder unterwegs für die nächsten 400km!

Manche Dinge sind in der Theorie und oberflächig betrachtet ganz toll, in der Praxis erweist sich manches aber als totaler Reinfall. So ist es auch mit der Idee für Wechselakkus für Elektroautos geschehen. Die Firma Better Place wurde 2007 in Israel gegründet und nach Insolvenz im Jahr 2013 wieder aufgelöst. Man versuchte damals mit Fahrzeugen des Typs Renault Fluence Z.E. ein entsprechendes Tauschakku-Geschäft aufzubauen.

Auch Tesla versuchte sich an dem Thema vor einigen Jahren und führte einen anschaulichen Vergleich durch. Während ein Audi A8 den leeren Tank an der Tankstelle gefüllt bekam, tauschte die automatische Akku-Tauschstation in der selben Zeit zweimal hintereinander den Akku eines Tesla Model S.
Tesla nahm anschließend eine Tauschstationen in San Francisco in den Probebetrieb und eruierte einige Monate die Kundenakzeptanz. Einen Haken hatte der Versuch: Der Fahrzeugbesitzer musste nicht nur $60 für den Tausch zahlen, sondern auf der Rückfahrt seiner Reise seinen eigenen Akku wieder abholen. Immerhin ist die Batterie das teuerste Teil am Elektroauto und niemand möchte eine „saure, ausgelutschte Zitrone“ erwischen.

Beide Ansätze sind letztlich gescheitert, Better Place ging mangels Partner bei den Autobauern pleite und Tesla musste feststellen, dass sich kein Kunde für einen Tausch des Akkus auf der Durchreise interessierte. Die Supercharger laden ein Fahrzeug schnell genug und eine kleine Pause alle 300-500km ist ohnehin gesünder. Zudem ist die Aufladung des Akkus auch noch deutlich billiger oder gar komplett kostenlos, wenn man free supercharging hat.

Das größte Problem aber ist, dass es schlicht kein Geschäftsmodell darstellt. Es müssten pro Elektroauto mehrere Akkus produziert werden, was die Bilanz (ökonomisch und ökologisch) völlig ruinieren würde. Eine Tauschstation kostet im Aufbau mit über eine Million Euro auch noch deutlich mehr als ein ganzer Ladepark.

Die weltweite Auto-Industrie hat mehr als drei Jahre um einen einfachen einheitlichen Ladestecker gerungen, alleine in Europa haben wir heute als Ergebnis drei verschiedene Stecker.

Aber auch die Autohersteller hatten mit dieser Idee keine Freude. Schließlich ist die Batterie ein großer Teil der Wertschöpfungskette und bietet ähnlich wie heute Motoren die Möglichkeit zur Differenzierung. Zudem bestimmt durch die Größe und das Gewicht die Batterie maßgeblich das Fahrzeug-Design. Das würde Autos nicht nur gleicher machen, sondern man müsste sich weltweit auch noch auf ein einziges Format einigen. Was beim Ladestecker schon nicht geklappt hat, klappt beim 800kg schweren Akku sicher noch schlechter.

Ist das Tauchen von Akkus also Geschichte? Beim Spielzeugauto sicher nicht. Beim Elektroauto vermutlich aber schon, es sei denn, es entwickelt sich im nächsten Jahrzehnt über autonome Schwarmautos ein neues Business Modell. Könnte man die Fahrzeugflotte eines einzigen Herstellers damit besser auslasten, könnte das Thema nochmal interessant werden. Bis dahin reichen aber die heutigen Ladeleistungen von 120-250kW durchaus aus um die Langstrecken gesund und munter zu absolvieren. Das Tesla Model 3 kann damit in 5 Minuten spielend 120km Reichweite nachladen – wer braucht da noch einen teuren Akkutausch?