Einer der vielen Mythen um das Elektroauto dreht sich um die Haltbarkeit. Ich treffe immer wieder auf Menschen die glauben, dass alle paar Jahre die Batterie von Elektroautos getauscht werden muss. Gerne zieht man den Vergleich zum Handy-Akku, der selten länger als drei Jahre hält und vorher bereits mit signifikantem Kapazitätsverlust nervt. Der entscheidende Unterschied ist jedoch das Batterie Management System (BMS). Dieses wacht in modernen Elektroautos peinlich genau darüber, dass die Batterie nur innerhalb spezifischer Grenzen belastet wird.

Dazu gehört ein Puffer nach oben und nach unten, der nicht in der Praxis nutzbar ist. Zeigt einem also das Auto 0% oder 100% Akkustand an, sind das nicht wirklich null oder hundert. Weiter wird auch die Entladeleistung im unteren Bereich überwacht und bei Bedarf begrenzt. Das führt dazu, dass die Motorleistung spürbar reduziert wird, wann der Akkustand zu niedrig ist. Wie stark das ist und wie schnell die Leistung reduziert wird, ist abhängig vom Auto bzw. Hersteller.

Während Renault erst bei ca. fünf Prozent die Leistung knapp halbiert (und bei unter 2% sogar auf ein Viertel herabsetzt), skaliert Tesla die Leistung deutlich früher, dafür weniger spürbar. Dies hält die Belastung auch bei sinkender Spannung der Zellen in einem vertretbaren und somit gesundem Rahmen. Würde man zum Beispiel ein Smartphone ebenfalls nur bis 90% aufladen und den Akkustand nie unterhalb 10% sinken lassen, würde man die Lebensdauer des Akkus beträchtlich erhöhen.

Zu der Belastung durch die Nutzung gesellt sich aber noch eine zeitliche Alterung der Zellen. Würde man eine Batterie auf 60% laden (optimale Lagerkapazität) und weiter nicht benutzen, würde sie dennoch über die Jahre an Gesamtkapazität verlieren. In Kombination kommt man dabei, je nach Hersteller, BMS und Zellchemie auf Daumenwerte von rund 10% Kapazitätsverlust nach zehn Jahren und 250.000km. Meines Erachtens absolut akzeptable Werte, das Auto ist weiterhin nutzbar, es fehlen halt bei einem Renault ZOE 10-12km bzw. bei einem Tesla 40-50km Reichweite.

10% Verlust nach 10 Jahren und 250.000km

Letztlich haben alle aktuell verkauften Elektroautos weitreichende Garantien seitens der Hersteller, meist von 8 Jahren und relativ hohen Kilometerleistungen. Sollte also doch mal ein Schaden auftreten, durch den die Verluste deutlich überdurchschnittlich wären, bekommt man einfach kostenfrei einen Austauschakku oder betroffene Module der Batterie werden ersetzt. Ist die Garantiezeit vorbei, dürften die Preise der Batterieherstellung weiter dramatisch gesunken sein. Aktuell liegen wir bei einer Halbierung des Preises pro kWh alle vier Jahre. In acht Jahren würde ein Renault ZOE Akku (40kWh) also bei 3000-4000€ liegen. Das sind ähnliche Kosten wie sie bei einem Getriebe- oder Motorschaden bei einem Fahrzeug mit Explosionsmotor auftreten können.

Weiter ist davon auszugehen, dass sich ein Drittanbietermarkt für Austauschakkus etablieren wird. Man nimmt dann vielleicht nicht den teuren original Akku, sondern einen preiswerten aus dem Zubehör, gegebenenfalls mit noch höherer Reichweite. Wer sich also für ein Elektroauto interessiert, braucht sich meines Erachtens heute keine Sorgen mehr über die Haltbarkeit oder Austauschkosten machen. Gestützt wird meine Erfahrung von Messwerten aus der Praxis, siehe dazu diese interessanten Graphen zur Batterie Degradation.