Nichts hält so lange wie ein Provisorium! Daher habe ich insbesondere bei der Elektromobilität Angst vor dem Plugin Hybrid. Er könnte sich länger am Markt halten als uns lieb sein sollte. Er verbindet zwei sich abstoßende Welten und versucht damit die Eierlegendewollmilchsau für unsere Mobilität zu sein. Der Kunde soll damit gewinnen, in Wahrheit gewinnt aber (fast) immer die Industrie.

Was ist ein Plugin Hybrid?

Bei diesen Fahrzeugen wird ein normales Auto mit Knallgasmotor zusätzlich mit einem Elektromotor und Akku ausgestattet. Es wird also doppelt so viel Technik verbaut wie bei einem Benziner/Diesel oder reinen Elektroauto. Das macht die Produktion aufwändig und das Auto teuer. Sinn und Zweck ist es, alltägliche Strecken in der Stadt elektrisch und die Urlaubsreise ohne Einschränkungen absolvieren zu können. Diesen Spagat schaffen sie tatsächlich – aber zu welchem Preis?!

Elektrobetrieb

Die meisten PHEV (Plugin Hybrid Electric Vehicle) schaffen laut Hersteller zwischen 30 und 50 Kilometer rein elektrisch. Manche allerdings nur mit starken Einschränkungen in den Fahrleistungen. Drückt man zuviel aufs Gas, schaltet sich zwangsweise der Verbrenner ein. Zudem ist die NEFZ Reichweite in der Realität um 25-50 Prozent geringer. So schaffen viele Plugins gerade mal 15-30 Kilometer im Akkubetrieb. Muss man also einmal quer durch die Großstadt, wird man bei den geringen Reichweiten dann doch um den innerstädtischen Einsatz des thermischen Aggregates nicht herum kommen. Alleine schon um den Motor vor dem Verfall zu schützen, wird dieser in regelmäßigen Abständen automatisch gestartet – ob man will oder nicht.

Verbrennungsbetrieb

Auch wenn ein Plugin Hybrid einen relativ kleinen Akku hat, bedeuten die zusätzliche Bauteile (Akku, Elektromotor, Leistungselektronik, etc.) einen höheren Spritverbrauch. Das Zusatzgewicht will schließlich immer mit beschleunigt werden. Neben der Fahrdynamik leidet auch der Platz im Auto, je nach Fahrzeug der Innenraum oder Kofferraum. Nur der Verbrennungsbetrieb liefert die volle Leistung, da typischerweise der Elektromotor eine sehr geringe Leistung hat. Bekanntlich sind es aber gerade die Elektromotoren die Dank vollem Drehmoment aus dem Stand und verzögerungsfreier Reaktion auf das Strompedal enormen Fahrspaß vermitteln. Dagegen ist ein Diesel oder Benziner träge und langsam und wartet mit unruhigem Lauf und lauten Geräuschen auf.

Fazit

Die Plugins sollen der Industrie weiter ermöglichen ihren Maschinenpark (und Arbeitsplätze) ausgelastet zu halten. Den Kunden gewöhnt man gleichzeitig langsam an das elektrische Fahren, wenn auch nur auf Kurzstrecken. Genau hier steckt aber auch die Gefahr. Der Elektroantrieb in einem Plugin Hybrid ist wenig attraktiv. Er lädt langsam aufgrund des kleinen Akkus und er fährt langsam aufgrund der geringen Leistung. Lässt sich damit also langfristig wirklich Lust auf das reine Elektroauto erzeugen?

Der Plugin Hybrid ist im allgemeinen ähnlich teuer im Vergleich zu reichweitenstarken Elektroautos. Der Bedarf an kompromissloser Langstreckentauglich muss schon prozentual sehr hoch sein, damit sich dieses Konzept lohnt. Benötigt man nur für eine handvoll Fahrten Reichweiten größer 300km bzw. Tank/Ladezeiten unter 30 Minuten, kann es das richtige Konzept sein. Das dürfte jedoch lediglich auf 10-20 Prozent der Bevölkerung zutreffen. Der Rest ist meines Erachtens besser aufgehoben mit einem richtigen Elektroauto, entweder mit hoher Reichweite und entsprechend preisintensiv oder mit geringerer Reichweite und dafür kostengünstiger. Kombiniert mit Car-Sharing oder Leihwagen für gelegentliche Langstrecken kann das Minimalprinzip eine gute Lösung sein. Der Aufpreis der doppelten Technik reicht durchaus für ca. zwei volle Wochen Mietwagen pro Jahr und bietet zudem den Vorteil der flexiblen Wahl der Fahrzeuggröße je nach Einsatzzweck.

Plugin Hybride bieten kaum Preisvorteil zu heutigen reinen Elektroautos

Richtige Elektroautos wie ein Hyundai Ioniq Electric, Renault ZOE, Opel Ampera-E oder Tesla Model 3 bieten für den Großteil der Bevölkerung hinreichend Reichweite. Woran es noch fehlt, ist eine entsprechende Modellvielfalt. So gibt es derzeit noch keine Elektroautos im Format eines Kombi, Familien-Van oder LowCost Stadtflitzer. Hier muss sicher noch einiges passieren und ich bin mir sicher, das wird es auch. Umso früher man als Kunde aber über den Geldfluss der Industrie zeigt was man will, umso schneller wird es eine breite Auswahl an reinen Elektro-Modellen geben.