Prolog

In den letzten 12 Monaten wurde ich sehr oft gefragt, wie zur Hölle ich mir einen Tesla kaufen konnte. Technisch habe ich das schon beantwortet, wie unser Tesla Leasing funktioniert. Ich selbst frage mich aber auch immer wieder, wie kann ich mir einen Tesla tatsĂ€chlich leisten? Wie konnte es passieren, dass wir uns so ein schickes Haus bauen konnten? Warum habe ich einen guten Job als Teamleiter? Wieso habe ich so eine wundervolle Frau?

Ich habe keine pauschale Antwort darauf, ich kann auch keine Motivationsansprache halten. Ich kann euch auch nicht sagen wie konkret ihr das schaffen könnt. Ich kann euch nur davon erzĂ€hlen, wie ich es geschafft habe und welche Weichen ich in meinem Leben zu bestimmten Zeitpunkten gestellt habe, die schlussendlich zu diesem Ergebnis gefĂŒhrt haben. Es wĂ€re auch vermessen diesen Weg als „den einen“ darzustellen, viele Wege fĂŒhren nach „Rom“ und eurer kann ganz anders aussehen. Vielleicht hĂ€tte ich alles noch ganz anders machen können und wĂ€re dann vielleicht jetzt auf einer 40m Yacht in SĂŒdfrankreich. Es hĂ€tte aber auch alles viel schlechter laufen können, letztlich gehört sicher auch ein QuĂ€ntchen Zufall dazu, GlĂŒck möchte ich es bewusst nicht nennen. Jede Weiche im Leben stellt eine Chance und ein Risiko dar, egal ob sie groß oder klein ist. Manchmal haben die Weichen und somit Chancen und Risiken anderer Menschen Einfluss auf euren Lebensweg, das Leben ist aber wie ein Fraktal, umso tiefer du in das Mandelbrot’sche Gebilde eintauchst, um so mehr neue Chancen (und Risiken) ergeben sich, das Leben immer wieder neu auszurichten. Die Erfahrungen der Vergangenheit helfen dann, Entscheidungen im Jetzt ĂŒberlegt zu treffen und das ist in meinen Augen das wichtigste: bewusst entscheiden, nicht einfach nur treiben lassen.

Bewusste Entscheidungen sorgen fĂŒr Zufriedenheit. Nicht jeder muss und kann alles erreichen was die Welt theoretisch zu bieten hat. Nicht jeder muss oder will einen Tesla fahren, ein Haus bauen oder eine Yacht kaufen und alles drei zusammen wird gleich ganz schwierig. Letztlich haben Lebensziele auch immer ihren Preis, den nun mal nicht jeder bereit ist zu zahlen. Und dann ist es wichtig sich der bewussten Entscheidung klar zu sein, dann sollte es auch niemals Reue geben, etwas verpasst oder nicht versucht zu haben.

AusgewÀhlte Stationen meines Lebens

Als ich 16 war, habe ich eine „sich treiben lassen“ Entscheidung getroffen. Ich saß beim Arbeitsamt, hatte den Realschulabschluss in greifbarer NĂ€he, wenn auch nur knapp und mit grottenschlechten Noten, und die Berufsberaterin fragte mich, was genau ich denn eigentlich werden will. Ich hatte keine so rechte Antwort, aber Schule und schlechte Noten fand ich doof und BĂŒroarbeit, wie die mir gegenĂŒber sitzende Dame ausĂŒbte, erschien mir auch nicht erstrebenswert. Mein verstorbener Vater war Maurer und mein Opa war Maschinenschlosser, also wĂ€re vielleicht „was mit den HĂ€nden“ arbeiten eine gute Idee. Schnell suchte man in Stellenangeboten fĂŒr Ausbildungen in handwerklichen und industriellen Betrieben und fand eine Vakanz zur Ausbildung zum Energie- und Anlagen-Elektriker. Es wurden also Bewerbungen geschrieben und flugs saß ich in einem Einstellungstest – und fiel mit Pauken und Trompeten durch den Elektriker-Teil. Physik war einfach nicht meine StĂ€rke, so wie eigentlich gar kein Fach, ausser vielleicht Biologie, in dem ich eine Zwei hatte, und die mir den Realschulabschluss rettete.

Irgendwie fand der Ausbilder mich aber dennoch geeignet fĂŒr eine Ausbildung und bot mir an, Maschinenschlosser oder wie es offiziell hieß, Industriemechaniker Fachrichtung Maschinen- und Systemtechnik zu werden. Frei nach dem alten und arroganten Motto der Elektriker:

Ein schlechter Elektriker ist immer noch ein guter Schlosser!

Froh darĂŒber, mit dem schlechten Abschluss ĂŒberhaupt eine Lehrstelle zu bekommen, stimmte ich dem zu und Begann die Ausbildung. Bereits am ersten Arbeitstag in der Lehrwerkstatt und nach einigen Stunden monotonem Feilen an einem StĂŒck U-Stahl, wurde mir sonnenklar: Hier bin ich falsch! Ich glaube heute, das war eine der wichtigsten Lektionen die mich das Leben gelehrt hat: Lass dich nicht treiben von den UmstĂ€nden, treffe ĂŒberlegte Entscheidungen und vor allem sei fleissig!

WĂ€re mir das vorher klar gewesen, hĂ€tte ich mich am Riemen gerissen und die Chancen des teuren Internates genutzt und Abitur gemacht. Ich hĂ€tte mit einem guten Abschluss vermutlich ein Studium der Informatik begonnen und hĂ€tte in der Dot-Com-Blase vielleicht sogar eine eigene Firma gegrĂŒndet. HĂ€tte, hĂ€tte, Fahrradkette! Ich hĂ€tte aber vermutlich meine heutige Traumfrau nicht kennengelernt, die damals eine Nachbarin eines Ausbildungs-Kollegen war, den ich dann ja nie getroffen hĂ€tte. Wie oben schon angedeutet, sind Lebens-Entscheidungen nie schlecht, sie bieten nur andere Chancen und Risiken.

Folgend fĂŒhrte ich die Ausbildung zu Ende, denn ich hatte ja gelernt, fleissig und ehrgeizig zu sein und das zeigte sich dann auch in der Berufsschule mit sehr gute Noten. Ich wusste plötzlich, warum lernen wichtig war und wofĂŒr man das Gelernte braucht. Schon am Ende der Ausbildung bot sich dann die Möglichkeit, in einen Bereich des Unternehmen zu wechseln, wo ich mehr mit Computern, Programmierung und sauberer Arbeit zu tun hatte und weniger mit metallischer, handwerklicher Arbeit als Schlosser. Die Entscheidung war also, das Risiko einzugehen, nie einen Tag in dem Lehrberuf gearbeitet zu haben, dafĂŒr aber in einen anderen Beruf zu rutschen, der neue, bessere Chancen bot. Das Vollenden der Ausbildung, trotz aller Reize diese vorzeitig abzubrechen, brachte mir also die Erkenntnis, dass es wichtig ist Dinge zu beenden die man angefangen hat.

Im nĂ€chsten Lebensschritt sollte diese Erfahrung einen entscheidenen Einfluss haben: Ich begann den Besuch der nebenberuflichen Abendschule. Das bedeutete, nach Feierabend noch 3x pro Woche zur Schule zu gehen, mit dem Ziel staatlich geprĂŒfter Techniker, Fachrichtung technische Informatik zu werden, denn soviel war mittlerweile klar: IT-Kram war genau mein Ding! Mein alter Chef (Meister) kĂŒndigte mir zu Beginn an, dass ich das eh nicht schaffe, das sei viel zu hart. Die vier Jahre waren dann auch unglaublich hart und anstrengend, aber was man anfĂ€ngt, sollte man auch zu Ende bringen und sei es nur, um meinem Chef und (De-)Motivator zu zeigen, dass er Unrecht hat! Das bewies ich dann auch mit Bravour und erhielt den Abschluss und das damit zusĂ€tzlich einhergehende Fach-Abitur mit dem Notendurchschnitt von 1,1 – ein Ergebnis aus den bereits gemachten Erfahrungen: Fleiß und Durchhaltevermögen werden belohnt. Etwas neues kam mit dem Abschluss aber noch hinzu: Ehrgeiz! Das ehrgeizige Ziel, sich neben dem Beruf weiterzubilden, vorher zu wissen, dass man es vielleicht nicht schafft zu beenden oder zu bestehen, brachte mir die Erkenntnis, dass Ziele immer etwas hinter dem eigenen Horizont liegen sollten, gerade soweit, dass man sie nicht „sehen“ kann und man sich strecken und recken muss um sie zu erreichen.

entscheidende Faktoren: Fleiß, Ehrgeiz und Ausdauer

Diese Faktoren bildeten sich fortan immer wieder heraus, mit jeder Chance die sich im Leben bot. Nach 10 Jahren „sinnlosem“ Geldverbrennen auf der NĂŒrburgring Nordschleife, schaffte ich das teure Hobby von heute auf morgen ab und wir entschieden uns zum Bau unseres Hauses. Wir hĂ€tten ein etwas bescheideneres Reihenhaus bauen können, aber auch hier war das Ziel so weit gesetzt, dass man sich strecken muss. So investierte ich viel Zeit und MĂŒhe, so viel fĂŒr unser Geld zu bekommen, wie es möglich war. Auch das Budget leisten zu können, war ambitioniert, sorgte aber fĂŒr den entsprechenden Ehrgeiz im Leben weiter zu kommen. Parallel baute ich mir ein weiteres Einkommen auf und grĂŒndete nebenberuflich eine kleine Firma und entwickelte iPhone Apps. Objektive-C Programmieren, Steuerrecht, BuchfĂŒhrung und Online Marketing – alles neu fĂŒr mich und mit viel Schweiß autodidaktisch erarbeitet. Es wurde aber belohnt mit fachlichem und monetĂ€rem Erfolg und ich landete einen Nummer 1 Charts-Hit – zumindest im deutschen App-Store in der Kategorie Sport. Das hatte ich vorher niemals erwartet und nur durch immerwĂ€hrende, latente Überforderung erreicht.

Ambitionierte Ziele halte ich fĂŒr extrem wichtig um einen Weiterentwicklungsschub zu durchleben und das kann fĂŒr jeden Lebenszweig gelten, nicht nur den beruflichen und monetĂ€ren. Die Ehe zwischen Danica und mir ist ebenfalls so ein Beispiel, die ihre Höhen und natĂŒrlich auch Tiefen hatte, aber durch harte Arbeit an uns selbst und den Ehrgeiz auf eine harmonische Partnerschaft, darf dies nach nun schon ĂŒber 22 Jahren als erfĂŒllt angesehen werden. Die Basis dieser Meilensteine sind aber immer wieder dieselben Tugenden:

  • Sei fleissig, lass dich nicht treiben und treffe bewusste Entscheidungen
  • Sei ehrgeizig und setze dir ambitionierte Ziele die dich herausfordern aus der Komfortzone raus zu treten
  • Beweise Durchhaltevermögen und bringe die Ziele zu Ende, Schritt fĂŒr Schritt

Epilog

Ob euch das alles nun die Frage beantwortet, wie ich mir einen Tesla leisten kann, weiss ich nicht. Ob das genau so auch euer Weg sein kann? Vielleicht nicht, aber eventuell hilft euch mein Beispiel euren eigenen Weg zu finden, eure TrĂ€ume und WĂŒnsche zu erreichen. Vielleicht seid ihr auch bereits zufrieden mit dem wie es ist und das ist auch gut so, solange es eine bewusste Entscheidung ist. Meine Entscheidung ist, nicht still zu stehen, wie auch schon Steve Jobs sagte: „Stay hungry, stay foolish!