Zum Glück ist keine Probefahrt mit einem Cabrio geplant. Für die erste Fahrt im BMWi3 hatte ich mir wettertechnisch einen Tag ausgesucht, der besser für die Testfahrt eines Unterseebootes, als für die eines Autos geeignet gewesen wäre. Wie kam es dazu? Nachdem ich jetzt seit einem Jahr sehr zufrieden mit meinem Smart ED bin, steht die Überlegung an, unseren Viersitzer mit Verbrennungsmotor auch durch ein elektrisches Auto zu ersetzen. Wegen der Begeisterung für das elektrische Fahren, sollen auch bei längeren Strecken und mit vier Personen die Vorzüge des elektrischen Motors zum Zuge kommen.
Da Elektroautos mit großer Reichweite für mich bisher nicht erschwinglich waren und ein Plugin-Hybrid mich nicht überzeugen konnte, verfolge ich schon länger interessiert die Entwicklung des BMW i3 mit Range-Extender. Jetzt ist es so weit und ich darf heute erstmals einen BMWi3 nicht nur in Realität begutachten, sondern auch eine Probefahrt ist für heute eingeplant.

In freudiger Erwartung betrete ich den schicken, modernen und lichtdurchfluteten Verkaufsraum des BMW Händlers, in dem relativ weit hinten in einer Ecke auf einem stylischen Display ein funkelnder silber-schwarzer i3 präsentiert wird. Diesen darf man aber nur angucken, nicht fahren. Vor der Tür steht ein weiteres Modell („wow-die haben sogar zwei davon“ denke ich). Dieses, jetzt noch an der Nabelschnur der Ladestation hängende futuristische Fahrzeug, werde ich gleich also fahren. Da unser bisheriges Großfahrzeug – ein Mercedes B200 – schon nicht klein ist, war ich gespannt, den i3 im echten Größenvergleich zu sehen. Der i3 ist deutlich kompakter als die B-Klasse aber größer als z.B. ein Golf oder Polo. Die ausgestellte Version verfügt über einen Reichweitenverlängerer (Range-Externder), gut zu erkennen an den zwei Tankklappen. Eine hinten für Strom – dazu später mehr – und eine am vorderen Kotflügel rechts für den 9L Benzintank des 2-Zylinder Range-Extender-Motors. Damit wird nach Ende der elektrischen Reichweite (ca. 170km) der Strom erzeugt, um den i3 noch weitere 220km fortzubewegen, bevor man dann wirklich tanken oder laden muss. Die Gesamtreichweite liegt dadurch bei 390km und der Verbrauch beträgt dann insgesamt rechnerisch 0,6l auf 100km. Im Unterschied zu den Plug-In Hybridfahrzeugen wird also der Verbrennermotor nur zu Stromerzeugung genutzt. Der Antrieb bleibt elektrisch, mit all seinen Vorzügen.

Der Innenraum – gediegen aber nicht übertrieben luxuriös

Beim Einsteigen fällt gleich auf, dass das Fahrzeug keine B-Säule hat und der Zugang zum Fond durch eine nach hinten öffnende Halbtür freigegeben wird. Dadurch kann man sehr bequem hinten einsteigen und hat bei vorn und hinten geöffneten Türen einen grandiosen Freiraum ohne störende B-Säule. Allerdings kann man hinten nur die Tür öffnen, wenn auch die vordere geöffnet ist. Daher ist der i3 eher ein 3 Türer, denn ein 5 Türer. Sozusagen ein 3,5 Türer. Im Innenraum sitzt es sich sehr bequem und äußerst geräumig – zumindest vorne. Hinten ist es für zwei Personen ausreichend, solange der Fahrer nicht über 1,80m groß ist und den Sitz nicht ganz nach hinten schiebt. Dann bekommt die Rückenlehne Kontakt mit den Knien des Hintermannes. Die Beinfreiheit für den Beifahrer ist wirklich als großzügig zu bezeichnen. Hinten sind tatsächlich nur zwei Sitze und entsprechend konsequent auch nur zwei Gurte. Innen wirkt das Fahrzeug insgesamt sehr hochwertig und solide verarbeitet, aber nicht luxuriös, fast etwas puristischer als das stoffbezogene Interieur meines Smart ED. Zumindest die hier gefahrene Version mit den hellen Stoffsitzen wirkt so. Chrom oder Edelstahlglanz findet man hier nicht. Aber auch nicht zu viel Plastik. Die helle Farbe im Innenraum ist nicht meine. Für mich wird es eher die dunkle Stoffversion werden. Bei dem Schmuddelwetter heute weiss ich auch gleich warum. Die cremefarbenen Fußmatten sehen nach dem Einsteigen schon aus wie mit braunem Kartoffeldruck dekoriert. Sieht im Katalog schick aus, ist aber m.E. wenig alltagstauglich.

Im Armaturenbrett dominiert mittig aufragend das extrem breite und hochauflösende, kontrastreiche Multifunktionsdisplay. Auch einen Tacho gibt es im herkömmlichen Sinne nicht, sondern ein steil aufgestelltes kleineres, aber ebenfalls sehr gut ablesbares Display hinter dem Lenkrad. Am höhen- und längenverstellbaren Lenkrad prangt rechts ein riesiger Knubbel. Der Fahrwahlschalter, mit dem sehr einfach Vorwärts, Rückwärts und Neutral gewählt werden können. Ein kurzer Druck auf den Knopf oben auf dem Knochen aktiviert den Parkmodus. Vorn der Startknopf. Schön, wie die gewählte Fahrstufe an dem Schalter gleich beleuchtet angezeigt wird, und der Rahmen wechselt je nach Zustand die Farbe von Rot nach grün. Das gefällt und findet sich an anderer Stelle im Fahrzeug ähnlich wieder. Der Scheibenwischer, den wir heute ausgiebig benutzen dürfen, hat einen eigenen Hebel spendiert bekommen und es freut, dass man nicht nur mit dem Regensensor eine Automatik hat, sondern auch verschiedene Empfindlichkeiten des Sensors dort leicht einstellen kann. Die Steuerung des Tempomats ist wunderbar einfach links im Multifunktionslenkrad integriert. In der Mittelkonsole mit Armlehne findet sich der bekannte Joystickartige zentrale Controller für das Mutlifunktionsdisplay, über den sich leicht alle Funktionen einstellen und ändern lassen. Dadurch findet man am Armaturenbrett nicht allzu viele verwirrende Knöpfe. In der Mittelkonsole ist ausserdem der von BMW sehr kreativ als „Fahrerlebnisschalter“ bezeichnete Knopf zu finden, mit dem die Fahrstufen „Ecoplus“ oder „Comfort“ umgestellt werden können. Im Ecomodus beschleunigt der i3 etwas stromsparender und fährt auch maximal 90km/h schnell, was  der Reichweite zugute kommt und für Fahrer mit eventuell nicht ausreichender Selbstdisziplin den Geschwindigkeitsrausch zugunsten der Ökonomie dämpft.

Los geht´s

Vom Smart ED war mir das spürbar hohe Drehmoment der Elektromotoren beim Beschleunigen schon bekannt. Der i3 setzt aber nochmal Einen drauf und beschleunigt – eines Sportwagens absolut würdig – absolut lautlos und nicht nur aus dem Stand sehr kraftvoll. Die mehr als 170PS des Leichtgewichtes spürt man wirklich. Durch die Carbonausführung ist das Auto 300kg leichter, als ein vergleichbares konventionelles Fahrzeug. Nimmt man den Range-Extender als Option, wird das Auto schon gleich fast 100kg wieder schwerer. Auch das sollte man bedenken. Die rein elektrische Reichweite beim Modell mit Range-Extender ist daher auch nicht mehr mit 190km sondern nur noch 170km angegeben. Was positiv auffällt ist, dass die Rekuperation offenbar sehr hoch eingestellt ist, und der Wagen praktisch nicht ausrollt, sondern sofort nach Lösen des  Gaspedals spürbar verlangsamt, also nicht „segelt“. Dabei ist die Abstimmung aus meiner Sicht schon gut gewählt, so dass man im normalen Fahrbetrieb die mechanische Bremse kaum benötigt und im Stadtverkehr wirklich die Bremse nur für forcierte Bremsmanöver und ungeplante Stops benötigt. Klingt merkwürdig, ist aber so und hat mir gut gefallen. Der i3 ist im Inneren gut gedämmt, so das Wind- oder Rollgeräusche von Aussen kaum stören, trotz der lauten und nassen Strassen heute. Auch Bodenunebenheiten werden wesentlich besser und komfortabel abgefedert als im Smart ED. Das Fahrgefühl ist am ehesten als entspannt mühelos und zugleich kraftvoll zu beschreiben. Der enge Wendekreis ist spektakulär. Obwohl das Auto größer ist als mein Smart, ist der Wendekreis offenbar kleiner (hab es allerdings nicht nachgemessen). Auf der Autobahn kann mühelos überholt und beschleunigt werden. Dass dabei nicht nur das Auto sondern auch die Batterieentladungsanzeige beschleunigt werden liegt in der Natur der Sache. Aber der i3 kann, wenn er muss…

Ein bisschen eigenwillig ist, dass beim Öffnen der Türen immer die Seitenscheibe ein wenig nach unten und beim Schließen wieder nach oben fährt, fast wie bei einem Cabrio. Die Abdichtung erfordert dies offenbar. Der Kofferraum ist eher klein und die Ladekante recht hoch. Zumindest wenn ich mit der B-Klasse vergleiche. Hier ist eine der wenigen Stellen, an denen man das Carbon des Chassis auch einmal sieht. Unter der Bodenabdeckung thront direkt die Batterie. Also kein Unterbodenfach, wie bei manchem Verbrenner, wo man unter der Bodenplatte noch Stauraum findet. Apropos Stauraum: Das Handschuhfach vorn ist vorsichtig gesagt eigenartig. Der Deckel öffnet nach oben  und man muss recht tief  nach unten durch einen recht engen Schacht  hineingreifen, so dass es etwas an die Geldschublade eines Bankschalters erinnert. Viel hinein passt da nicht.Dafür wird niemals etwas herausfallen was da erstmal drin liegt. Für einen Tablett-PC mit 10″ Bildschirm dürfte es schon eng werden. Für das Smartphone gibt es zum Glück in der Mittelarmlehne einen  Platz, der mit Ladeschalen für verschiedene Handy-Modelle ausgerüstet werden kann. So was mag ich eher nicht, da meist die Telefonmodelle schneller wechseln als das Auto. Aber es gibt eine Aux- und eine USB-Buchse in der Mittelkonsole, so dass man auch ohne passende Adapterschale universell sein Handy anschliessen und laden kann.

Wie kommt der Strom rein?

Eine Erwähnung wert ist auch die Ladebuchse unter der hinteren Tankklappe. Diese hat einen C-förmigen LED-iluminierten Ring, der die Farbe je nach Ladezustand wechselt. Damit man weiss, welche Farbe was bedeutet, ist auf der Innenseite eine Farblegende. Man erkennt die Typ-2 Ladebuchse für Wechselstrom, die allerdings mit einem Gummistopfen verschlossen ist, der an einem Gummiband hängt. Mal sehen wie lange das hält, bis er abreisst. Das ist nicht so schön gelöst, wie beim Smart, der hier eine zweite Klappe besitzt. Unter der Typ-2 Buchse ist eine weitere zweipolige, offenbar für die Gleichstromladung. Ebenfalls mit Stopfen. Schön finde ich, dass für das Ladekabel vorn unter der von innen mit einem Schalter zu öffnenden Haube ein Platz vorgesehen ist und es nicht im Kofferraum herumliegt. Gleich- und Wechselstromschnelllader gibt es gegen Aufpreis nur zusammen, wobei der Aufpreis gegenüber dem Smart-Schnellader nur halb so teuer und damit geradezu als günstig zu bezeichnen ist. Im Gegensatz zu Smart scheint BMW ein Interesse daran zu haben, den Schnelllader auch wirklich an den (Privat-)Kunden zu bringen.

Einige Details verdienen es positiv erwähnt zu werden. So dass das Navi nicht nur auf Wunsch die elektrische Reichweite berücksichtigt, sondern auch zu Ladestationen navigiert. Erwähnenswert weil ein echtes Schmuckstück ist zweifelsohne der Schlüssel, der nur noch zum Türöffnen benötigt wird. Das Fahrzeug startet mit einem Starknopf am Lenkradknochen. Die Rückfahrkamera zeigt in Verbindung mit Ultraschallsensoren Hindernisse im Umfeld im Mitteldisplay an und blendet Hindernisse virtuell in das Kamerabild ein. Ebenso wird akustisch in bekannter Art auf nahendes Kollisonsunheil hingewiesen und die dem Lenkradeinschlag entsprechende Rückfahrroute eingeblendet (grüne Linien). Damit ist Rückwärtsfahren sicherer, so dass man den optional erhältlichen automatischen Einparkassistenten kaum brauchen sollte. Schließlich ist das helle LED-Licht eine gute Alternative zum Xenon-Licht und deutlich heller als das schon etwas schwache normale Scheinwerferlicht. Und die LED-Scheinwerfer sehen auch sehr schick aus.

Fazit

Der i3 gefällt sehr und erfüllt mit nur wenigen Abstrichen alle Anforderungen um auch unser zweites Fahrzeug mit Verbrennungsmotor durch ein elektrisches zu ersetzen. Nur der Preis ist schon eine heftige Hürde, denn mit einigen Extras erreicht man trotz des Grundpreises von unter 40.000 Euro schnell die magische 50.000 Euro Grenze. Allerdings wird die Hochvoltbatterie – anders als beim Smart- hier ehrlich mit gekauft und mit einer 8-jährigen Garantie vom Hersteller versehen. Der Vergleich ist in jeder Beziehung unzulässig und hinkt, aber streng genommen müsste man vom Kaufpreis des i3 den Wert der Batterie abziehen, um ihn mit dem des Smart zu vergleichen. Dann ist der Preisunterschied schon gar nicht mehr so groß. Beide Fahrzeuge konkurrieren aber nicht wirklich miteinander, da sie zu unterschiedliche Zielgruppen haben.

Ich für meinen Teil erwäge ernsthaft mir den i3 mit Range-Extender zu kaufen, wenn die mit 7 (!) Monaten prognostizierte Lieferzeit und der Kaufpreis nicht zu sehr schrecken und jemand mir meinen B200 Verbrenner für einen guten Preis noch abkauft. Nur das könnte vielleicht schwierig werden: Denn wer will schon noch ein  Auto mit Verbrennungsmotor, wenn es inzwischen Autos wie den BMW i3 mit Elektroantrieb gibt?