Meine Frau und ich wollen am heutigen Sonntag nach Köln zu einer Geburtstagsparty. Der ZOE ist aber leider nicht voll, was meinem Experiment Alltag geschuldet ist. Normalerweise hätte ich ihn über Nacht voll geladen und wir wären in einer Tour die 120km (hin und zurück) gefahren. Auf dem ZOE Display stehen also nun 60km Reichweite, was ganz genau genommen auf den Punkt reichen würde um bis nach Köln zur Ladesäule von RheinEnergie in der südlichen Altstadt zu kommen. Zudem bin ich am Vortag teilweise mit 140km/h nach Dülmen gefahren, was der Wagen mit in die Reichweitenvoraussage einbaut, die sich auf die letzten 200km bezieht. In Wahrheit sind es daher im ECO-Modus locker 20km mehr, aber dieser Argumentation ist meine Frau nicht aufgeschlossen. Das weibliche Geschlecht ist ein Sicherheits-Junky und bei Elektroauto typischen Reichweiten von bestenfalls 160km ohnehin schon geplagt. In diesem Moment wünsche ich mir, der ZOE hätte nur eine Prozentangabe für den Akku und keine Kilometer-Prognose.

Letztendlich beuge ich mich ihrem Wunsch und lade bei Fahrtantritt für 5 Minuten an der WSW-Ladestation ein paar Kilometer nominellen Extra-Puffer dazu. Auf dem Weg nach Köln kann ich mir das Schmunzeln und die Andeutungen auf die stetig steigende Reichweitenanzeige nicht verkneifen. Ich ernte aufspießende Blicke von der Seite und schmunzle – aus Gründen innerlich – noch mehr. 😉

Am Ziel angekommen, übrigens mit 25km verbliebener Reichweite, vergeht mir dann leider das Lachen. RheinEnergie hat dort zwei Ladesäulen stehen, die jeweils mit zwei 22kW und zwei Schuko-Steckdosen aufwarten. Leider lädt an allen vier Typ 2 Dosen der ZOE nur mit 11kW und zeigt daher eine Ladedauer von fast drei Stunden an. Eigentlich war der Plan, hier 45 Minuten zu laden und während dessen einen Kaffee trinken zu gehen, um dann pünktlich mit dem Auto zur Geburtstagsparty zu fahren. Es sind auch nur noch 2km von hier bis zum Ziel und man könnte das Auto einfach stehen und laden lassen und zu Fuß zur Party gehen. Leider ist meine Frau aufgrund einer kleinen Verletzung derzeit nicht gut zu Fuß – erst recht nicht mit ihren hohen Absätzen.
In diesem Moment habe ich das Gefühl, dass Köln ein Entwicklungsland ist, zumindest was Elektromobilität angeht. Unglaublich, wie wenig Ladesäulen diese Metropole hat! 🙁

Enttäuscht über mein erstes Erlebnis mit RheinEnergie schlage ich den Weg zur 5km entfernten Renault Niederlassung ein. Dort steht eine RWE-Ladesäule, die in der Vergangenheit bereits mehrfach gute Dienste geleistet hat. Als wir ankommen, staune ich über die Pylone, die einen der zwei Parkplätze an der Ladestation versperrt. Offenbar hat meine offizielle Beschwerde bei Renault Deutschland Früchte getragen und man reserviert nun einen Parkplatz. Bisher standen dort immer zwei – meist nicht ladende – ZOE Vorführwagen. Auch heute lädt der andere ZOE nicht, aber sei es drum, man hat offensichtlich zumindest halb verstanden, warum Ladesäulen nicht sinnlos zugeparkt werden sollten.
Während dem Laden stelle ich fest, dass wir nun hoffnungslos zu spät kommen würden. Plötzlich habe ich einen Geistesblitz: DriveNow! Der Car-Sharing-Dienst, bei dem ich mich vor einem Jahr zufällig angemeldet hatte, ist unsere Rettung. Darauf hätte ich wirklich schon eher kommen können, dann hätten wir uns den Weg zur nächsten Ladesäule sparen können. Auch die Diskussionen zwischen meiner Frau und mir wären damit hinfällig gewesen. Während ich aus der Leidenschaft zur Elektromobilität heraus noch sehr leidensfähig bin, möchte meine Frau eigentlich „nur“ von A nach B kommen – ohne Stress. Natürlich hat sie recht und ich merke mir in diesem Moment bereits ein paar Sätze für das in zwei Wochen fällige Fazit zum Experiment Alltag.

Über die iPhone App von Drive Now suche ich das nächste Fahrzeug. Es befindet sich 250m weiter, trotzdem drücke ich den Reservierungs-Button damit uns keiner den 1er BMW vor der Nase weg schnappen kann. Das Einbuchen am Fahrzeug Entertainment System gestaltet sich als intuitiv, so dass wir schnell auf dem Weg sind. Herrlich unkompliziert das ganze, was ich so nicht erwartet hatte. Auch später beim Rückweg über ein weiteres DriveNow Auto geht alles glatt. Die Fahrzeuge werden erstaunlich oft genutzt, was in der App leicht zu sehen ist, da sich das Bild der verfügbaren Autos stetig verändert. Ich bin begeistert über das gute Konzept und empfinde die Lösung als fast überzeugend. Was noch fehlt? Elektroautos in der Drive Now Flotte! Diese werden sicher kommen, sobald der i3 auf dem Markt ist!

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