Ihr konntet es letztes Jahr kaum erwarten und habt euch vor dem Tesla Store in eine Schlange gestellt? Ihr habt ein Auto reserviert und wusstet nicht einmal wie es aussieht oder zumindest kosten soll? Oder wart ihr nicht ganz so voreilig und habt erst später reserviert, als zumindest ein paar Details bekannt waren? So oder so solltet ihr die Reservierung jetzt stornieren und stattdessen ein Model S bestellen! Dafür gibt es mindestens drei gute Gründe!

Zugegeben, das klingt etwas nach Clickbait, aber es kann wirklich Sinn machen darüber nachzudenken, das Model S* einem Model 3 vorzuziehen – zumindest wenn eine entsprechende Finanzierbarkeit des Wechsels möglich ist. Im Bericht über unsere Model S Bestellung per Smartphone habe ich es bereits erwähnt. Da aber auch noch andere Menschen in meiner Filterblase über diesen Schritt nachdenken, war es mir wichtig die Hintergründe nochmal separat in einem eigenen Artikel übersichtlich herauszuarbeiten.

Fahrzeugpreis

Das Model 3 von Tesla soll wie versprochen in den U.S.A für $35.000 verfügbar sein. Da die Amerikaner Autopreise immer netto angeben, kommt auf diese Summe noch 19% Mehrwertsteuer. Rechnet man dann von Dollar in Euro um, ergibt das inklusive 5% Einfuhrsteuer und Transportkosten ($2000) von Amerika nach Europa einen Startpreis von knapp 40.000€ für Deutschland. Der Startpreis für ein Tesla Model S liegt bei 68.000€, wovon man noch 2.000€ staatliche Förderung und 1.000€ Referal Link* Rabatt abziehen kann. Zusätzlich bekommt man durch den Empfehlungslink die Supercharger und Destination Charger Nutzung kostenfrei. Das kann für vier Jahre Nutzungszeit und abhängig von den gefahrenen Kilometern zwischen 1.000 und 5.000€ zusätzliche Kostenersparnis in Form von Strom bedeuten. Dies wird es für das Model 3 nicht geben.

Aktuell bietet Tesla für das Basismodell des Model S mit 75kWh Akku ein Leasing zu 0,25% Zinsen an. Dies ist ebenfalls eine Verkaufsförderung für die aktuellen Modelle, welche für das Model 3 dank 500.000 Vorbesteller für lange Zeit nicht zu erwarten ist. Der Zinssatz dürfte daher eher bei Tesla üblichen 2% liegen, was aber auch noch höher ausfallen könnte. Bisher versucht Elon Musk tatsächlich erfolglos Anti-Selling für das Model 3 zu betreiben, weitere Maßnahmen zur Kundenabschreckung sind daher denkbar. Der um 1,75% höhere Zinssatz des Model 3 kann bei einer Laufzeit von vier Jahren eine Zinsersparnis von mindestens 2.400€ bedeuten. Ein Vorteil des Leasingangebotes ist weiter, dass vier Inspektionen im Gesamtwert von 2.675€ bereits enthalten sind. Im Moment ist zwar nicht unbedingt davon auszugehen, dass das Model 3 Leasing nicht ebenfalls die Wartungskosten enthalten wird, aber dies wird man abwarten müssen.

Tesla_Model_3_weiss_Pressebild

Tesla Model 3 Pressebild

Das Model 3 wird in der Basis inkl. staatlichem Rabatt also voraussichtlich 38.000€ kosten. Das Model S in der Grundkonfiguration abzüglich der oben genannten finanziellen Vorteile innerhalb der ersten vier Jahre Nutzung läge dann bei 57.600€. Das macht eine Preisdifferenz von 19.600€, was natürlich immer noch viel Geld ist! Ein Tesla ist überdurchschnittlich Wertstabil und lässt sich mit einem Wertverlust von rund 50% nach vier Jahren taxieren. Der zu leistende Aufpreis für die vier Jahre Nutzungsdauer eines Model S liegt also unter 10.000€ oder weniger als 2.500€ pro Nutzungsjahr.

Die Ausstattungen der beiden Basismodelle lassen sich selbstverständlich nicht hundertprozentig vergleichen. Kalkuliert man jedoch bei beiden Fahrzeugen einige aufpreispflichtige Merkmale zwecks Austattungsbereinigung hinzu, ergibt sich tendenziell sogar ein noch günstigeres Bild für das Model S. Dies ist darin begründet, dass die Aufpreisliste des Model 3 überdurchschnittlich teuer ist. Wer also ein eher üppig ausgestattetes Model 3 kaufen würde, könnte leicht unter 2.000€ Mehrkosten für das Model S pro Nutzungsjahr rutschen.

Ausstattung

Das Model 3 bietet einige Merkmale nur gegen Aufpreis, welche im Model S bereits in der Basis Ausstattung enthalten sind. Dies wären zum Beispiel das Panorama-Dach, elektrisch verstellbare Sitze und das schnellere Laden an normalen Wechselstromanschlüssen als auch an den Superchargern. Weiter gibt es beim Model S keine Kilometerbegrenzung der Garantie auf den Antrieb und den Akku, beim Model 3 ist die 8-jährige Garantie auf 100.000 Meilen begrenzt.

Schlimmer wiegt für den einen oder anderen allerdings vielleicht, dass es einige Ausstattungsvarianten gar nicht geben wird. Genannt seien da die elektrische Heckklappe, der Hepa-Filter oder das Luftfahrwerk. Ebenfalls nicht dabei ist der zweite Tacho und die zwei Kindersitze, welche es für den Kofferraum des Model S gibt und die das Auto zu einem 5+2 Sitzer machen können. Das Kofferraumvolumen ist ausserdem gemäß Tesla Webseite nur etwa halb so groß beim Model 3.

Tesla_Model_S_rot_Pressebild

Tesla Model S Pressebild

Einige Features wird es zumindest später – mit etwas Glück rechtzeitig zum Verkaufsbeginn in Deutschland – gegen Aufpreis geben: Allrad (Dual Drive) und das Performance Paket, welches die Beschleunigung von 0-100km/h in rund 4 Sekunden ermöglichen wird. Ein Wert, der bereits fast vom Basis Model S mit Allrad erreicht wird (4,4 Sekunden).

Lieferzeit

Für viele der sicherlich gewichtigste Aspekt dürfte die Lieferzeit sein. Tesla hat entschieden, erstmal das Gros der amerikanischen Besteller abzuarbeiten, bevor es in Europa mit den Auslieferungen los gehen soll. Als Start für unseren Kontinent wird Ende 2018 genannt, ob jedoch Deutschland bereits dann mit signifikanten Stückzahlen bedient werden wird, darf stark angezweifelt werden. Weiter erhalten Tesla Mitarbeiter und Bestandskunden mit Model S oder X ihr Model 3 vorrangig. Selbst wenn jemand also wie ich am ersten Tag ein Model 3 reserviert hat, dürfte mit dem Fahrzeug nicht vor Anfang 2019 rechnen können. Gibt es Probleme beim Produktionshochlauf, mit Zulieferern oder der Einführung auf den deutschen Markt, kann es leicht auch später werden. Wer sein Model 3 gar erst dieses Jahr reserviert hat, dürfte meines Erachtens nach vielleicht sogar erst Ende 2019 an der Reihe sein.

Wer also sehnsüchtig oder ungeduldig ist, darf sich auf eine harte und vor allem lange Wartezeit einstellen. Dagegen ist das Model S bei einer Neubestellung bereits innerhalb von zwei bis drei Monaten lieferbar. Findet man gar ein Fahrzeug aus dem europäischen Vorlauf von Tesla, könnte eine Auslieferung bereits nach Tagen oder wenigen Wochen erfolgen.

Fazit

Natürlich sind oben diverse Annahmen von mir gemacht worden, die sich so als unzutreffend herausstellen können. Auch setzt jeder andere Schwerpunkte in der Ausstattung, hat ein anderes Kostenbewusstsein oder eine abweichende Sensibilität für die Lieferzeiten. Ein gebrauchtes Model S kann ebenfalls eine Alternative sein, hat sich für mich jedoch als preislich völlig uninteressant herausgestellt. Letztlich muss das jeder für sich selbst entscheiden und das Für und Wider sorgfältig abwägen. Meine Intention war, die richtigen Gedanken anzustoßen und andere Perspektiven zu ermöglichen, wie und wann man zu einem Tesla kommen kann. Ich bin gespannt auf eure Gedanken und vor allem Entscheidungen. Kauft ihr euch nun auch lieber ein Model S? Bleibt ihr dem Model 3 treu? Vielleicht findet ihr meinen Vergleich auch völligen Mumpitz? Lasst es mich doch bitte in den Kommentaren wissen!

*Mein Referal Werbelink, mit dem ihr auch 1000€ sparen könnt und die Supercharger Nutzung kostenfrei hinzubekommt.