Feierabend! Auf geht’s von Wermelskirchen nach Wuppertal, um meine Frau Zuhause abzuholen. Wir müssen in der Innenstadt ein paar Besorgungen erledigen. Um noch ein wenig die Abendsonne genießen zu können, spute ich mich ein klein wenig und deaktiviere den ECO-Modus. Die Wärmepumpe schaltet sofort auf volle Leistung und versucht hektisch, den ZOE auf angenehme 20 Grad zu bringen. Schattenparkplätze sind bei uns in der Firma leider selten!

Ganz kurz habe ich wieder diese Vision einer schöneren Welt. Ein riesiger Carport spannt sich über den Mitarbeiterparkplatz, den unser umweltbewusster CEO des milliardenschweren Konzerns hat bauen lassen. Auf seinem Dach ist eine enorme Photovoltaikanlage, welche ihren Ertrag in 10 Redox-Flow-Zellen einspeist. Die großen Container mit dem Flüssig-Speicher stehen am Rande des Parkplatzes unter den großen alten, Tannen. Unter dem Carport befinden sich ausreichend Ladesäulen, die jeweils immer vier Elektroautos in einem Block versorgen können. Die Autos werden tagsüber mit 3kW geladen, da sie ohnehin mindestens acht Stunden rumstehen. Der Strom erzeugende Schattenspender sorgt im Hochsommer für ein angenehmes Klima in den Fahrzeugen und verhindert im Winter deren Zuschneien. Die Vision verschwindet so schnell, wie sie gekommen ist, und jäh holt mich die Realität ein. Tatsächlich ist unser Konzern sehr konservativ. Der Fachkräftemangel ist noch lange nicht groß genug und die Elektroautos noch viel zu wenig verbreitet, als dass man dem Großteil der Belegschaft, die bis zu 100km täglich zur Arbeit pendeln, solch einen Service bieten würde. Da nutzt es auch nichts, dass Bäckereien vormachen, wie es gehen kann!

Ich wische die Gedanken weg und konzentriere mich auf die Autobahnfahrt. Ohne den ECO-Modus bleiben die quälenden LKW-Überholmanöver heute mal aus, und ich komme gut voran. Als meine Frau einsteigt, sind noch 30km Restreichweite auf dem Tacho ablesbar. Da es in der Innenstadt keine kostenlosen Parkflächen gibt, fahre ich daher in ein Parkhaus der WSW. Die Wuppertaler Stadtwerke sind engagiert, nicht so sehr wie so mancher Energieversorger anderenorts, aber doch deutlich mehr als viele andere in Deutschland. Da bezahle ich gerne die 1,20€ für eine Stunde Parken – inklusive Vollladung für den ZOE.

Wir erledigen unsere Einkäufe und belohnen uns anschließend noch mit einem leckeren Heißgetränk und belegtem Brot von unserem Lieblings-Barista im Milia’s. Als wir nach insgesamt etwas über einer Stunde zum Auto kommen, ist die Ladung beendet, und es läuft nur noch das Balancing. Der Tacho prophezeit wieder 144km Reichweite, was für die Arbeitswege der restlichen Woche reicht. Als ich das Kabel abklemme und aufrolle, wird mir mal wieder bewusst, wie einfach und schnell das Laden eigentlich ist. Kofferraum auf, Kabel raus, anstecken – Kabel abziehen, aufrollen, Kofferraum zu! Gerade mal 90 Sekunden hat mich heute das Laden meines Elektroauto gekostet – deutlich weniger verschwendete Lebenszeit als bei jedem der heute seinen Stinker an der Zapfsäule befüllen musste!

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