Elektroautos sind äusserst dynamisch, bewegen sich elegant, vornehm leise, leistungsstark und höchst agil. So enden die meisten elektrischen Probefahrten von Neulingen mit einem breiten Grinsen, selbst wenn das getestete eMobil kein Tesla ist. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen in der Bevölkerung, was zu recht einen Ruf von spürbarer Sportlichkeit erzeugt hat.
HISTORIE
Dieses Image hatte das Elektroauto nicht schon immer und war lange Zeit geprägt von Verzicht, Rückschritt und Trägheit. Das hatte auch seinen Grund, basierten Fahrzeuge der 90er Jahre wie der Golf 1 Citystromer oder der Renault Clio Electrique auf Blei-Gel bzw. NickelCadmium Batterien. Das machte sie schwer, bot wenig Reichweite und begrenzte somit auch die abrufbare Leistung zugunsten möglichst geringem Verbrauch. Dennoch kamen diese Modelle kaum 100km weit und fuhren sich mit 21kW Leistung entsprechend langsam. Diesen Eindruck schaffte auch 2012 der Renault Twizy erstmal nicht wesentlich zu verbessern, ein Fahrzeug weitgehend aus Kunststoff, mit zwei Sitzen und ohne Fenster oder gar Türen offen konstruiert.
HEUTE
Seit dem Ende der 10er Jahre des 21. Jahrhunderts geht die Kurve des Fahrspaß im Elektroauto in allen Klassen steil nach oben. Die moderne Lithium-Ionen Batterie bietet dank immer weiter steigender Energiedichte eine solide Reichweite, beeindruckende Schnellladefähigkeit und macht damit den Weg für Elektromotoren mit üppigem Drehmoment und satten Leistungswerten jenseits der 150kW frei. Einem Wert, den in den 90er Jahren nicht mal ein Golf GTI erreicht hat und heute in jeder städtischen Elektro-Familienkutsche zu finden ist. So bietet der Basis ID.3 von Volkswagen 150kW Leistung, ein aktueller Benziner Golf startet mit nur 90kW.
DREHMOMENT ORGIE
Strom fließt sehr schnell, sogar extrem schnell! Wie lange dauert es vom Betätigen des Lichtschalters, bis ein Raum hell erleuchtet ist? Es dauert gar nicht, nicht mal ein bisschen! Das Licht ist sofort da und so ist es auch im Elektromotor. Der Druck auf das Strompedal erzeugt ohne den Hauch einer merklichen Verzögerung den Vortrieb. So schnell kann kein konventionelles Auto mit Verbrennungsmotor Sprit aus dem Tank pumpen, ein Luft-Gas-Gemisch erzeugen, mechanische Kolben eine Kompression aufbauen und das Gemisch dann über einen Funken entzünden.
Bei dieser Explosion wird aus 100% Energie etwa 20% Bewegungsenergie erzeugt, die anderen 80% sind Reibungsverluste und vor allem Hitze. Ein Elektromotor ist mit deutlich über 90% Wirkungsgrad ein Effizienzwunder. Er kann auch auf kleinem Bauraum ein enormes Drehmoment erzeugen – die Magnetkraft macht es möglich! Wer schon mal versucht hat, mit den Händen die gleichen Pole von zwei Magneten zusammenzubringen weiss, dass das selbst bei sehr kleinen Magneten extrem schwierig ist.
Diese Kraft kann ein Elektroauto in jeder Lebenslage sofort entfalten, auch aus dem kompletten Stillstand. Es benötigt dazu keine spezifische Drehzahl wie ein Otto-Motor und wird eigentlich nur durch den exponentiell steigenden Luftwiderstand gehemmt.
SCHALTPAUSEN
Elektroautos legen bei Beschleunigungsorgien keine Pause ein. Es gibt schlicht nichts was dabei in der mechanischen Kraftübertragung vom Motor zu den Rädern verändert werden müsste. Schaltgetriebe gehören also der Vergangenheit an, ebenso Automatikgetriebe bei denen nur die Schaltaktivierung wegfällt, der eigentliche Schaltvorgang jedoch immer noch – automatisiert – stattfinden muss.
Auch wenn es Fahrzeuge gibt, die mit technischer Finesse und großem Aufwand den nächsten Gangwechsel vorausahnen, bleibt die Simplizität des Elektroantriebes ein enormer Vorteil. Das wissen besonders diejenigen, die schon mal eine hohe Rechnung bezahlen mussten, weil es ein Problem mit einem DSG-Getriebe gab.
Ein Elektroauto hat nur ein Ein-Gang-Umsetzungsgetriebe um die Motor-Drehzahl auf die Raddrehzahl umzusetzen, schalten muss dort aber nichts. Mit diesem Gang lässt es sich vom Stand, über Schrittgeschwindigkeit bis hin zu 250km/h (oder mehr) fahren.
FAZIT
Ein Formel 1 Rennwagen beschleunigt aus dem Stand in 2,5 Sekunden auf 100km/h. Ein Tesla Model 3 Performance benötigt mit 3,3 Sekunden nur unwesentlich länger. Die Endgeschwindigkeit liegt bei 261km/h und das bei einem Fahrzeugpreis von 55.990€, was wirklich ein Schnapper ist verglichen mit den 3-4 Millionen Euro für ein F1-Auto.
Auch wenn diese Gegenüberstellung natürlich vollkommen absurd ist, zeigt sie aber, wie überlegen die elektrische Antriebsform schon vom Prinzip her ist. Dabei ist der Elektromotor kaum größer als ein handelsüblicher Wasserkocher, wiegt nur ein Bruchteil eines Diesel-Motors und beinhaltet nur ein einziges bewegliches Teil. Weniger Bauteile, weniger Gewicht, bessere Leistung und preiswertere Herstellung. Das hilft nicht nur dem Fahrspaß, sondern schont auch Ressourcen – lasst uns zusammen die Welt retten!