Aus terminlichen Gründen hatte ich es am heutigen Morgen sehr eilig, zur Arbeit zu kommen, weswegen der ECO-Modus der gewünschten Top-Speed von 140km/h weichen musste. Das ging natürlich auf Kosten der Reichweite,  die heute etwas knapp ist. Schuld ist der erfolglose Ladeversuch gestern, der seine Nachwehen durch den Termindruck nun auf den Nachmittag ausweitet. Als ob der ZOE es gewusst hätte, dass bei dieser Fahrweise der Strom nicht mehr für den Rückweg reichen würde, zeigte er mir im Tacho (bergab) bei 145km/h die Meldung, dass ich vergessen hätte, den ECO-Modus zu aktivieren. Sehr lustig – wenn man es nicht eilig hat!

Nach dem Feierabend mache ich mich nun also auf den Weg zur Ladesäule mitten in der Einkaufszone von Wermelskirchen. Die erste Ladesäule beim Renault-Händler lasse ich bewusst aus, da ich die Zeit des Ladens lieber für eine Kugel Zitroneneis nutzen will. Mit 9km Restreichweite erreiche ich die Ladestation der BEW und verbinde unter den kritischen Augen von grob geschätzt 20 Personen den ZOE mit dem Stromspender.

Die Eisdiele ist an diesem warmen Abend sehr gut besucht, und ich komme mir vor wie in einem alten Western, wo ein Fremder in die Bar kommt und jeder Gast an den Tischen in der Bewegung inne hält, um den Eindringling argwöhnisch zu beobachten. Eis tropft von den Löffeln, die kurz vor dem offenen Mund gestoppt haben. Ein Dutzend Köpfe drehen sich in meine Richtung und diverse Finger zeigen auf mich. Gespräche weichen geflüsterten Fragen und sich anhebenden Augenbrauen unter den gerunzelten Stirnen. Was in diesem Moment an der Szene noch fehlt, ist der Ginsterbusch Tumbleweed, der vom Wind quer über die Straße geweht wird.

Tatsächlich erzeuge ich mehr Aufmerksamkeit mit dem leisen Elektroauto als der 5er BMW mit runtergelassenen Scheiben, lauter Musik und dröhnendem Sportauspuff. Selbst mit dem Aufheulen des Motors schafft der Anfang 20-jährige Fahrer es nicht, die Aufmerksamkeit der Eisdielenbesucher von mir auf sich zu lenken. Es macht mir nichts aus, im Mittelpunkt zu stehen, aber es ist schon eine seltsame Nebenwirkung der Elektromobilität, die in dieser Intensität sogar für mich neu ist.

Während der ZOE lädt, entspanne ich in der Abendsonne mit meiner im Lade-Striptease hart verdienten Kugel Zitroneneis. Der Bürostress fällt von mir ab, und ich nutze die Zeit für Telefonate, zu denen ich schon seit Tagen nicht gekommen bin. Um den Heimweg locker zu schaffen, wären maximal 10 Minuten Nachladen notwendig. Dank eines netten Telefongespräches weite ich dieses gerne auf 30 Minuten aus. Damit reicht es dann auch für den nächsten Tag zur Arbeit, zurück und anschließend nach Düsseldorf, wo es planmäßig am morgigen Abend hingehen soll. Schließlich ruft bereits das nächste Eis! 🙂

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