Seit nun knapp einer Woche befindet sich der Renault ZOE in unserem Haushalt und durfte sich seitdem bereits in diversen alltäglichen Situation beweisen. Gleich vorweg möchte ich sagen, dass ich keine Sekunde die Entscheidung für den ZOE bereut habe! Dieses Auto ist der absolute Wahnsinn und begeistert mich jede Minute, die ich es fahre. Dieses hohe Maß an Alltagstauglichkeit, Fahrkomfort und vor allem Fahrspaß habe ich wirklich nicht erwartet. Obwohl ich letztes Jahr im Frühjahr (2012) mehrere Monate darüber gebrütet hatte, ob ein Elektroauto tatsächlich unsere Mobilitätsbedürfnisse decken kann, blieben doch einige Restzweifel übrig. Diese haben mich glücklicherweise nicht daran gehindert, im August 2012 den ZOE zu bestellen und es einfach zu probieren. Verkaufen kann ich ihn ja immer noch wieder, dachte ich damals. Nach der ersten Woche bin ich davon aber so weit weg, wie man es nur sein kann! Zugegeben, ich habe derzeit noch die rosarote Brille auf, was aber nach der langen Wartezeit auf das neue Auto sicher normal ist. Diese werde ich bestimmt in den nächsten Monaten ablegen, aber bis dahin muss der geneigte Leser meine Überschwänglichkeit noch ertragen. 😉
Die ersten Tage mit dem ZOE bestanden aus dem Üblichen: Die Fahrten ins Büro, zum Einkaufen und der Besuch von Freunden. Ich habe das Auto im Prinzip mehr oder weniger absichtlich gedankenlos genutzt und zu keiner Zeit Reichweitenängste aufkommen lassen. Spätestens wenn die Batterie unterhalb von 30% SOC (State of Charge) war, habe ich es halt irgendwo wieder aufgeladen, und zwar da, wo es sich zufällig ergab. Ich empfand dies zu keiner Zeit als lästig oder zeitraubend, bin aber als Early Adopter und überzeugter Elektromobilist sicher auch nicht ganz der Otto-Normal-Verbraucher und daher etwas kompromissbereiter. Möglich ist das selbstverständlich nur durch den Chamäleon Schnelllader, der den Akku in 30 Minuten wieder voll bekommt und ein Schlüssel zum Erfolg dieses Autos ist! Geladen habe ich den ZOE in dieser Woche nur 2x in der heimischen Garage über Nacht. Die anderen rund ein Dutzend Mal waren immer unterwegs an öffentlichen oder halböffentlichen Ladesäulen. Das ist insofern sehr angenehm, weil ich für keine dieser Ladungen auch nur einen Cent bezahlen musste. Ein großes Dankeschön daher an dieser Stelle an diverse Energieversorger, die damit die Elektromobilität fördern. Ein noch größerer Dank gebührt aber den kleineren Unternehmen, die das Aufladen von Elektroautos als zusätzlichen Service verstehen und damit ein Alleinstellungsmerkmal bieten wollen! Zu den angedeuteten großen und kleinen Unternehmen gehören: Bäckerei Schüren, Parkhaus Hofaue, Westfalen-AG, Mark-E, SWD, BEW und RWE.
Eine schöne Geschichte ist mir beim Laden in der Innenstadt von Wermelskirchen passiert. Ich parkte vor der Ladesäule, stieg aus und wollte gerade zum Kofferraum gehen, um das Ladekabel zu holen, als mich eine Frau ansprach. Es kam zu folgendem Dialog, der mich genüsslich schmunzeln ließ und von einer netten 15-minütigen Unterhaltung gefolgt war, in der ich über Elektroautos ausgefragt wurde:
Sie: „Ich würde an ihrer Stelle hier nicht parken!“
Ich: „Oh, wieso denn nicht?“
Sie: „Schauen Sie doch, da ist ein Schild, der Platz ist für Elektroautos reserviert. Wenn sie hier parken, bekommen sie ein Knöllchen!“
Ich: „Achso! Aber das ist doch ein Elektroauto!“
Sie: „Ach Quatsch, echt?! Das sieht ja gar nicht aus wie ein Elektroauto! Das sieht ja aus wie ein richtiges Auto!“
Fazit dieser netten Geschichte ist: Beim normalen Verbraucher ist das Thema offenbar noch nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge angekommen. Viele Menschen hängen da noch zwei oder drei Jahr zurück und denken beim Thema Elektroauto an Fahrzeuge wie den Mitsubishi i-Miev oder den Renault Twizy. Das wird noch ein Stück Arbeit für die Marketing Abteilungen, in die breite Fläche bekannt zu machen, dass es jetzt auch Autos nach normalen Maßstäben gibt.
Der Höhepunkt dieser Woche war am heutigen Sonntag das erste Mal die Fahrt einer längeren Strecke, welche ausserhalb der einfachen Reichweite des ZOE war. Von Wuppertal ging es mit vollem Akku nach Erftstadt (80km), im ECO Modus und Tempomat auf 94km/h, da der ZOE im ECO Modus die VMAX auf 95 begrenzt. Da meine Frau eine Frostbeule ist und immer friert, hatten wir die Heizung komplett aufgedreht, was sich bei den bitterkalten 6 Grad dann doch in der Reichweite negativ auswirkte – trotz Wärmepumpe. Als wir in Erftstadt ankamen, hatte der ZOE noch 38km Reichweite übrig.
Nach dem Besuch der Tante in Erftstadt ging es wieder zurück über die Autobahn A1. Das R-Link Navi des ZOE hatte bei der Routenwahl brav angezeigt, dass wir den Heimweg nicht schaffen würden. Bequem wurden die RWE Säulen im Navi entlang der Route aufgelistet, so dass wir uns für eine am äusseren Rand der Reichweite entschieden haben, die ich bei der Vorplanung abends sowieso schon ausgeguckt hatte. Etwas seltsam war, dass die Ladesäule zwar vorgeschlagen wurde, nach der Auswahl durch mich dann aber vom R-Link bemängelt wurde, dass sie nicht kompatibel sei. Da ich mir dank der iPhone App Plugfinder aber sehr sicher war, dass die Ladesäule sehr wohl einen Typ 2 Anschluss hat, ignorierte ich diese Warnung einfach. Bei Köln (Abfahrt Pulheim) haben wir dann schließlich nach 26km an der Westfalen-Tankstelle an einer RWE Säule (Typ 2 / Chademo) die Schnellladung mit 22kW bemüht. Die Restreichweite war noch 8km bei Ankunft, die hätte also nun nicht kaputt sein dürfen, sonst hätten wir die Renault Assistance bemühen müssen!
Glücklicherweise lief aber alles problemlos, und die Säule fing sofort nach dem Anstecken an zu laden. Ganz ohne Freischaltung per Vertrags-ID, die ich sonst üblicherweise per RWE iPhone App e-kWh mache. Offenbar ist diese im „Messe-Modus“ und grundsätzlich kostenlos! Später erfuhr ich, dass die Säule auch nicht vom RWE, sondern vom Tankstellenbetreiber (Westfalen AG) finanziert worden ist. Drinnen gab es ein sehr angenehmes Café, und es lief sogar die Formel 1 in der Wiederholung auf Sky. So haben wir die knapp 50 Minuten Nachladen sehr bequem verbracht. Als die Verkäuferin uns dann aber sagte, dass wir Glück hätten, weil die Säule nach einem längeren Defekt neuerdings wieder ging, musste ich schon etwas schlucken!
Mit knapp 100km neuer Reichweite und 50km Wegstrecke ging es dann mit Tempo 120km/h und Heizung wieder auf voller Pulle in die Heimat nach Wuppertal. Es war klar, dass wir deutlich länger als nötig geladen hatten, aber dank F1, Kaffee und Kuchen und dem kostenlosen Strom war das gar nicht schlimm!