RWE eMobility kündigte diese Woche an, dass am kommenden Wochenende eine Wartung am Backend der Infrastruktur für die Ladestationen stattfinden und somit die Smartphone App als auch die SMS-Funktion zur Freischaltung der Ladung nicht funktionieren wird. Nach einem Desaster im letzten Jahr versichert man aber, dass die Ladesäulen nun wirklich in den sogenannten „Messemodus“ versetzt werden und daher eine Ladung trotzdem möglich sein wird – ganz ohne Freischaltung oder Abrechnung.

Was auf den ersten Blick vorbildlich klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als absoluter Witz! Es ist das Jahr 2014 und EDV IT wird von der Menschheit in der breiten Masse bereits seit mehr als 30 Jahren betrieben. Die Kassen beim OBI Markt um die Ecke sind autark, aber eine Ladestation muss ihren Strom verschenken, wenn es mal wieder Windows Updates für den Server in der RWE-Zentrale gibt? Really!?! Aber es kommt noch schlimmer: Der Messemodus wird auf maximale 11kW Leistung beschränkt, was besonders bitter für Fahrer von modernen Elektroautos wie Tesla Model S, Renault ZOE oder Smart ED ist. Bei denen führt diese unnütze Beschränkung zu einer Verdopplung bzw. im Falle des ZOE sogar zu einer Verdreifachung der Ladedauer! RWE begründet diese Einschränkung wie folgt:

Aufgrund der kostenlosen Abgabe des Ladestroms steht lediglich eine maximale Ladeleistung von 11kW zur Verfügung.

Nochmal zum Mitdenken: Da man den Strom aus eigener Dämlichkeit verschenken muss, zwingt man die Kunden zur Schnarchladung? Frei nach dem Motto: Möglichst langsam laden, dann vergeht den Kunden die Lust und RWE muss weniger Strom verschenken? Oder sind die 22kWh für eine komplette Ladung eines Renault ZOE etwa billiger, wenn man sie dosiert in drei Stunden verschenkt, anstatt schnell in einer Stunde?

Man stelle sich mal vor, man fährt mit einem Diesel-Auto an eine beliebige Tankstelle und stellt dann fest, dass der Sprit nur tröpfchenweise kommt und der Tankvorgang dadurch statt 5 Minuten nun 20 Minuten dauert. Und warum? Weil irgendein Server im Rechenzentrums-Keller gerade nicht funktioniert?!

RWE hat meiner Ansicht nach noch nicht verstanden, dass es tatsächlich Menschen gibt, die Elektroautos wirklich benutzen. Diese Menschen sind darauf angewiesen, ihr Auto zuverlässig aufladen zu können, und das mit möglichst kurzen Ladezeiten. Das Elektroauto ist kein Spielzeug mehr, nur um Fördergelder abzugreifen. Es entwickelt sich gerade zur gelebten Realität, und zwar bei Menschen, deren Spieltrieb begrenzt ist und die mit dem Elektroauto einfach „nur“ fahren wollen. Ich plädiere also dringend dafür, dass RWE diesen Schwachsinn ändert und die 22kW Ladung freigibt! Die Elektromobilität muss spätestens ab diesem Jahr ernst genommen werden, und es gehören dieselben Maßstäbe angelegt, wie sie auch für Zapfsäulen an der Tankstelle um die Ecke gelten! Vielleicht bleiben dann auch höhnische Kommentare von Elektroauto-Fahrern in Zukunft aus:

 

 

 

Nicht, daß wir uns falsch verstehen: Wartungen, Pflege und Verbesserungen an komplexen Systemen sind notwendig und sogar zu begrüßen – aber bitte mit der angemessenen Professionalität!