Das Elektroauto ist in aller Munde. Einstiger Platzhirsch Ende des 18. Jahrhunderts, wurde es vom Verbrenner-Fahrzeug Anfang des 19. Jahrhunderts verdrängt. Nun versucht es bereits mehrere Jahrzehnte ein Comeback. Während die letzte Welle der Begeisterung im Keim erstickt wurde, siehe den Film Warum das Elektroauto sterben musste (YouTube), wird der aktuelle Versuch mit Sicherheit sein Ziel erreichen. Auch wenn der anfängliche Hype etwas abgeebbt ist und durch mehr Realismus ersetzt wurde, ist es eine Zwangsläufigkeit, dass wir uns in Zukunft elektrisch fortbewegen werden. Ja, sogar in vielen Bereichen wie zum Beispiel im Schienenverkehr schon sehr lange tun. Während Wind, Wasser und Sonne annähernd unendlich verfügbar sind, geht uns langsam aber sicher das Erdöl aus. Und die letzten Reste davon sollten wir vielleicht doch für andere Produkte aufsparen (Kunststoff, Gummi, Medikamente, Asphalt, usw). Während die Reserven in der Erde kontinuierlich nach unten gehen, steigt die Nachfrage ohne Aufhalt. Diesen Effekt nennt man Peak Oil und den haben wir nun erreicht.

 

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Ölfunde von 1930 bis 2050 (Schätzungen ab 2009: weiße Balken); im Vergleich die Ölförderung bis 2008. Quelle: ASPO Newsletter 100, April 2009

 

Was sich durch diese auseinander laufende Schere ergibt, spüren wir bereits seit Jahren an der Tankstelle. Eine Teuerungsrate des Benzinpreises von jährlich rund 10%. Ich will hier nicht diskutieren, wie lange wir noch so weiter machen könnten wie bisher. Ob das nun 20, 30 oder 50 Jahre sind und wir noch viele Areale wie die Arktis zerstören können, um an weitere neue Vorkommen zu gelangen. Es sollte aber wirklich jedem klar sein, dass das Ende kommen wird. Und lange vor dem Ende, nämlich jetzt, werden wir uns damit beschäftigen müssen: Der Benzinpreis erreichte in Italien diesen Sommer (2012) erstmalig den Rekordpreis von 2 Euro pro Liter. Deutschland lag da nicht viel weiter drunter und wird sich spätestens Ende 2013 bzw. Anfang 2014 darauf einstellen müssen, dass die 2 vor dem Komma Regelfall sein wird. Von der brutalen Abhängigkeit die wir in dieser Situation zu den Öl liefernden Ländern haben, will ich gar nicht reden.

 

 

Aber wie entkommen wir dieser Situation? Was sind die Alternativen? Richtig, elektrische Mobilität! Und nein, nicht „in ein paar Jahren“, wie der wenig informierte Laie zur Zeit gerne denkt, um das Problem vor sich herzuschieben. Ja, ich gebe zu, bisher waren Elektroautos erstens nicht in meinem Blickfeld sichtbar und zweitens auch weit weg von dem, was besagter Otto-Normal-Verbraucher von einem Auto erwartet. In der Vergangenheit war das Angebot wenig massentauglich. Entweder zu teuer, zu extravagant, schlicht hässlich, von Bastlern – für Bastler oder einfach zu unpraktisch. Seit diesem Jahr allerdings, ist die Kategorie Elektroauto in der Großserienproduktion angekommen. Zum Beispiel bietet Renault sogar gleich vier rein elektrische Modelle an. Damit kommen wir mit großen Schritten zu einer Modellvielfalt, in der bald für fast jeden ein geeignetes Auto verfügbar sein wird. Während es im letzten und in diesem Jahr wenige mutige große Automobilbauer wie Renault, Nissan, Mitsubishi und Smart gewagt haben, ein reines Elektroauto auf den Markt zu bringen, folgen im Laufe des nächsten Jahres weitere große Namen wie BMW, VW, Ford und GM. Alle anderen sind eigentlich viel zu spät dran, haben aber zumindest angekündigt, 2014 mit ihren Modellen auf dem Markt zu kommen.

 

 

 

Primär spreche ich hier natürlich von Batterie-Elektrischen Autos. Die Brennstoffzelle, mit der gerne Milliarden Fördergelder kassiert werden, sehe ich nicht in unserer Zukunft. Bestenfalls in Nischenbereichen sinnvoll, ist die ökologische Herstellung, als auch die effiziente Speicherung von Wasserstoff auf kleinem Raum wie in PKW’s, ein seit Jahrzehnten ungelöstes Problem. Außerdem sind Batterien im praktischen Alltag in fast allen Belangen überlegen. Wozu millionenteure Wasserstoff-Tankstellen bauen, wenn wir bereits über ein milliardenstarkes Netz an „Tankstellen“ verfügen: Nämlich Steckdosen!

Hier kommen wir zum eigentlich Vorteil der elektrischen Mobilität! Mit Strom zu fahren ist „absolut“ sauber – leise, CO2 neutral und schadstoffrei – natürlich einen guten Ökostromtarif vorausgesetzt! Wer diesen aber heutzutage immer noch nicht hat, hat sich offenbar noch nicht damit auseinandergesetzt, woher der Strom eigentlich kommt und was es für uns und unsere Umwelt bedeutet und hat dringend Nachholbedarf. Zu dem ökologischen Vorteil gesellt sich aber auch noch der ökonomische Vorteil. Mit Benzin 100km zu fahren, kostet je nach Auto und Fahrweise 10 – 15 Euro. Dieselbe Strecke mit Strom kostet zwischen 2,50 und 4 Euro – auch hier wieder abhängig vom Auto und dem Fahrstil. Zudem ist ein Elektroauto wesentlich simpler aufgebaut. Deutlich weniger bewegliche Teile, kein Auspuff der durchrosten kann, kein Ölwechsel, kein Luftfilter und keine Motor-Dichtungen die undicht werden. Ein Motor in heutigen Elektroautos ist komplett wartungsfrei – das bedeutet über 30% geringere Inspektionskosten! Zudem sind Elektroautos für 10 Jahre von der KFZ-Steuer befreit und unterliegen zum Beispiel im Bereich der Bremsen einem wesentlich geringeren Verschleiß. Durch moderne Rekuperation und etwas umsichtige Fahrweise, dürfte man die mechanische Bremse nur noch alle 100.000km wechseln müssen. Die Funktionsweise wird im folgenden Video prima erklärt:

 

 

Ein weiterer Faktor, der unbedingt erwähnt werden muss, ist der Fahrspaß. Das Fahren mit einem Elektroauto macht unglaublich Spaß! Ich wollte es selbst nicht glauben und kann versichern, dass die Faszination erlebt werden muss, um es zu verstehen. Herrlich unangestrengt, leise, kraftvoll und bequem! Das liegt zum einen an dem fehlenden Getriebe, wodurch sich eine unterbrechungsfreie Beschleunigung ergibt. Weder man selbst, noch das Fahrzeug müssen schalten. Zum anderen macht den Reiz auch das hohe Drehmoment eines Elektromotors aus, welches aus dem Stand ansteht. Während Benziner einen Wirkungsgrad von 30% haben und somit den größten Teil der Energie in Hitze umwandeln, liegt ein Elektromotor bei rund 90% und schafft somit beeindruckende Fahrleistungen.

Natürlich gibt es auch viele Argumente gegen Elektroautos. Sie haben eine geringe Reichweite, haben immer noch einen höheren Anschaffungspreis als vergleichbare Verbrenner und verbrauchen andere wertvolle Rohstoffe, die sich aber zumindest zum größten Teil recyceln lassen. Zur Reichweite ist zu sagen, dass diese für die Masse der Bevölkerung kein Problem darstellt. 80% der Autofahrer fahren im Durchschnitt täglich etwa 45km und somit im idealen Rahmen für Elektroautos. Sollte es doch mal länger in den Urlaub gehen, gibt es entweder die Möglichkeit sich für die wenigen Fahrten im Jahr einen Mietwagen zu nehmen oder aber eben die Route penibel zu planen. An modernen Schnellladesäulen lässt sich ein modernes Elektroauto innerhalb von 30 Minuten wieder aufladen – solange wie eine gediegene Mittagspause und schon sind die Elektronen für die nächsten 150km wieder drin.
Der Aufpreis in der Beschaffung lässt sich mit der richtigen Wahl ebenfalls spielend in Monaten oder wenigen Jahren amortisieren. Als Beispiel will ich hier den Renault ZOE nennen, der kurz vor Markteinführung steht. Dieser kostet, Ausstattungsbereinigt verglichen, gerade mal 1000 Euro mehr als der Renault Clio Diesel mit gleicher Leistung. Rechnet man sich sämtliche finanziellen Vorteile eines Elektroautos zusammen (Steuern, Wartung, Reparaturen, Energiekosten, usw.), kommt man bei beispielhaften 20.000km Laufleistung pro Jahr, nach 6 Jahren auf eine Ersparnis von 8000 Euro – die Batteriemiete von Renault bereits gegen gerechnet! Auf 10 Jahre gerechnet, lässt sich der ZOE somit zu 2/3 amortisieren – quasi eine Investition in die Zukunft und gegen den Spritpreis. Bei einer anhaltenden Steigerung um jährlich 10%, dürfte es sogar noch mehr werden. Soviel Zinsen bekommt man für sein Geld bei keiner Bank.

 

 

Sicher eignet sich ein Elektroauto heute noch nicht wirklich für jeden. Ein Vertreter zum Beispiel, der oft weite Strecken zurücklegen muss und wenig Zeit hat, kommt derzeit nicht in Frage. Aber es wäre doch ein guter Anfang, wenn dreiviertel der Bevölkerung leise durch die Gegend rollen würde, oder etwa nicht? Also schnell zum nächsten Händler, einfach mal ein Elektroauto Probe fahren und sich von der Elektroauto-Begeisterung anstecken lassen. Denn, dieser Wahnsinn muss aufhören: